Schützling Nataliia Makhnovska
„Nach 70 Bewerbungen hat’s endlich geklappt“
Ein halbes Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine kam Nataliia Makhnovska (41) mit Mann, Schwiegermutter und ihren drei Kindern nach Braunschweig. Auch dank ihrer Patin ist sie hier inzwischen heimisch geworden, hat eine Arbeitsstelle gefunden und will bleiben.
Erst Corona, dann der Krieg: Dass ihre Kinder nach zwei Jahren pandemie-bedingtem Online-Unterricht anschließend wegen des russischen Angriffs daheim in Odessa nicht in die Schule gehen konnten, hat für sie endgültig den Ausschlag gegeben. Im August 2022 kam Nataliia Makhnovska mit ihrer Familie nach Braunschweig, weil dort Angehörige leben.
In erster Linie geholfen, die Sprache zu lernen
Die Kinder, acht, 13 und 15 Jahre alt, gehen hier inzwischen zur Schule und Nataliia Makhnovska hat gerade Arbeit bei einem Telekommunikationsunternehmen gefunden. „Nach 70 Bewerbungen hat’s endlich geklappt“, sagt sie erleichtert. Entscheidenden Anteil daran hat ihre Patin (die hier nicht namentlich genannt werden möchte). Die Freiwilligenagentur Braunschweig hat die beiden Frauen zusammengebracht. „Vor allem hat sie mir geholfen, die Sprache zu lernen, das war der erste und wichtigste Schritt“, erklärt Nataliia Makhnovska. „Im Deutschkurs habe ich die Grammatik gelernt, aber das flüssige Sprechen ist dennoch nicht einfach.“
Dafür war der persönliche Austausch mit der Patin sehr wichtig. „Wir sprechen über meine Geschichte, ihre Geschichte. Wir kommen aus verschiedenen Kulturen, Mentalitäten und Generationen, aber können uns offen unterhalten“, erzählt Nataliia Makhnovska. Das hilft, sich in die deutsche Sprache einzufühlen. „Es gibt so viele deutsche Redewendungen, die ich verstehen muss.“
Reger Austausch und emotionale Unterstützung
Dafür haben die beiden Frauen nicht nur am Schreibtisch gesessen. „Wir waren zusammen im Museum und haben bei einem Ausflug am Strand des Salzgittersees gesessen, Kaffee getrunken und geplaudert“, berichtet Nataliia Makhnovska begeistert. Wöchentlich haben sie sich getroffen und ausgetauscht und längst ist die Patin auch eine gute Freundin geworden. „Ich genieße unsere Kommunikation und brauche auch ihre emotionale Unterstützung“, so Nataliia Makhnovska. Sie habe ja schließlich nicht auf eigenen Wunsch ihre Heimat verlassen.
Mithilfe der Patin gelinge es auch viel besser, Kontakte zu knüpfen und Menschen kennenzulernen, so Nataliia Makhnovska. „Wie heißt eure Redewendung: Vitamin B“, schmunzelt sie. Auch war die Patin beim Chorkonzert von Nataliias Sohn; er singt in dem ukrainischen Chor Color Music in Braunschweig. „Der Chor bietet eine gute Gelegenheit für Deutsche, unsere Kultur kennenzulernen.“
Sich nicht von Absagen entmutigen lassen
Nataliia Makhnovska ist gelernte IT-Spezialistin und hat in der Ukraine erst bei zwei Großbanken und dann als Freiberuflerin gearbeitet, danach als Geschäftsführerin eines Baustoffunternehmens. Diese kombinierte Erfahrung aus IT und Vertrieb hätte schließlich auch den Ausschlag bei ihrem Arbeitgeber in Deutschland gegeben.
Aber der Weg dahin war weit. „In der Ukraine gibt es nicht so viele Regeln, was das Anschreiben und den Lebenslauf betrifft“, betont sie. Die Patin habe ihr dabei nicht nur fachlich geholfen, sondern auch emotional. „Wenn Absagen kamen, war ich immer traurig. Da hat sie mir viel Motivation gegeben, und gesagt ich soll mich nicht entmutigen lassen.“
Schneller in Deutschland zu Hause gefühlt
Insgesamt ist Nataliia Makhnovska begeistert vom Patensystem und will mit ihrer Patin noch lange zusammenarbeiten. „Sie hat dafür gesorgt, dass ich mich schneller in Deutschland zu Hause gefühlt habe. Das Patensystem ist eine coole Möglichkeit, zwischen zwei Menschen eine Freundschaft aufzubauen und eine neue Welt kennenzulernen.“