Ohne ausländische Fachkräfte würden wir um 80% schrumpfen.
Schekeb Tahery, Prokurist bei Kurotec-kts, bringt es auf den Punkt.
Bei dem Besuch einer Jobmesse für Geflüchtete am 10. November 2023 in Stade erfuhr Schekeb Tahery, dass ein Aussteller kurzfristig abgesagt hat. Eigentlich wollte er an diesem Tag die Jobmesse nur nutzen, um vor Ort für seinen Arbeitgeber dringend benötigte Fachkräfte zu finden. Aber Schekeb Tahery hat spontan umdisponiert: zurück ins Auto, schnell ein Firmenbanner, ein paar Muster und ein paar Süßigkeiten organisieren – und zurück auf die Messe, um selbst als Aussteller präsent zu sein.
Für Personaldinge ist der Vertriebler in Diensten von Kurotec-KTS eigentlich gar nicht zuständig. Aber der Bedarf beim erfolgreichen Kunststofftechnik-Unternehmen ist groß. Beim Finden von neuen Arbeitskräften packt jeder mit an. „Kunststoffschweißen, Bauleitung, Projektmanagement, Vertrieb, Qualitätsmanagement … wir suchen fast in jedem Bereich.“ erzählt er uns. Die Auftragsbücher sind voll. Kurotec-KTS zählt zu den führenden Herstellern von Rohrleitungen und Behältern aus glasfaserverstärkten Kunststoffen, produziert überwiegend in Deutschland und ist innerhalb der chemischen Industrie in aller Welt ein gefragter Ansprechpartner. Eine mittelständische Erfolgsgeschichte, die ohne die Integration von ausländischen Fachkräften gar nicht möglich gewesen wäre. Schekeb Tahery bringt es auf den Punkt: „Ohne sie würden wir um 80% schrumpfen. Das ist unsere Realität.“
Rund 14 Nationalitäten sind unter den derzeit 220 Mitarbeitenden bei Kurotec-KTS vertreten – darunter Länder wie Afghanistan, Polen, Bulgarien, Rumänien, Syrien, Türkei, Kuba, Bulgarien, Portugal, Spanien, und Ukraine.
„Genauso viele verschiedene Arten von Humor und Lautstärken haben wir auch bei uns. Aber das ist gut so. Das ist die Welt.“
berichtet uns Schekeb Tahery fröhlich. Er selbst ist vor 30 Jahren aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet. Mittlerweile sei er „typisch deutsch“: 26 Jahre bei einem Arbeitgeber, Loyalität ist ihm wichtig. Dabei mitzuhelfen, die vielen offenen Stellen in seinem Unternehmen zu besetzen, ist für ihn eine Herzensangelegenheit. Vor kurzem hat er eine russischstämmige Bekannte gebeten, in ihrer WhatsApp-Gruppe eine Stellenanzeige zu posten. Nach 24 Stunden gab es drei Bewerber. Einer von ihnen – ein Ukrainer – arbeitet jetzt seit drei Monaten bei Kurotec-KTS als Kunststoffschweißer. Eine Unterkunft hat Schekeb Tahery ihm auch gleich besorgt. Die Vorarbeiter schwärmen von dem neuen Kollegen: „Davon bitte noch mehr!“.
Genau deshalb kam diese Jobmesse in Stade für Schekeb Tahery wie gerufen. Der Andrang an diesem regnerischen Novembermorgen war riesig: Hunderte Menschen strömten durch den Messeraum, Lebensläufe und Stellenangebote wurden ausgetauscht und es kam schon vor Ort zu ersten, festen Zusagen. Auch für Kurotec-KTS? Keine einfache Aufgabe. Vor allem die Arbeit des Kunststoffschweißens ist hart. Der Umgang mit Harz, Schleifstaub und einem beißenden Geruch ist nicht jedermanns Sache. Aber Schekeb Tahery wurde fündig:
„Am 4. Dezember fangen die ersten bei uns an. Selbst wenn ich hier nur zwei, drei neue KollegInnen finde, hat sich meine Arbeit hundertfach gelohnt.“ sagt er nicht ganz ohne Stolz und führt aus: „Ich kenne mich zwar nicht gut mit Themen wie Visa, Bleiberecht und Co. aus. Aber was ich konkret tun kann, ist geflüchteten Menschen zu helfen, bei uns in Arbeit zu kommen – das sichert langfristig auch unser aller Arbeitsplätze bei Kurotec-KTS.“ Was sich Schekeb Tahery für die Zukunft wünscht? Aufeinander zugehen und „Dass wir uns als AusländerInnen am Arbeitsplatz noch mehr Witze aus unserer Heimat auf deutsch erzählen können.“ sagt er. Das wäre für ihn gelebte Integration.