Danke Tammo Azam

„Wir haben beide gelernt, dem anderen zu vertrauen“
Am Anfang stand die Musik. „Ich war damals bei IKJA, um mit geflüchteten Menschen zusammen deutsche Lieder zu singen. Saliou Traoré war auch da und hat sehr gut gesungen. Dann hat er angefangen, auch in meinem Quilisma-Jugendchor zu singen“, erzählt Tammo Azam. Und nur wenig später hat Tammo dann eine Patenschaft für Saliou übernommen.
Saliou Traoré kam 2023 als damals 17-jähriger Flüchtling aus Guinea nach Hannover, wo sich Nelly Hagen vom Verein IKJA Internationale Kulturelle Jugend-Arbeit um ihn kümmerte. Zurzeit wohnt er bei der Jugendhilfe Barsinghausen. Sein Pate Tammo Azam lebt mit seiner Frau und seinem zweijährigen Sohn in Hannover und arbeitet als Arzt im Praktikum und als Dirigent. Inzwischen ist Saliou fast wie ein zweiter, großer Sohn für ihn. „Wir haben beide gelernt, dem anderen zu vertrauen“, sagt Tammo.
Ich war so gestresst und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Doch dank Tammo fühle ich mich jetzt sicher.
Seit April 2024 ist Tammo Azam der Pate von Saliou Traoré und kümmert sich vor allem ums Deutschlernen und das emotionale Ankommen. Tammos ganze Familie unternimmt sehr viel mit Saliou – Spazierengehen, ein Eishockey-Spiel besuchen, zur Großmutter fahren. Ob Partys, Weihnachten oder Verwandtschaftstreffen: Saliou ist dabei. Immer dienstags passt er auf den kleinen Sohn auf, Tammo und seine Frau gehen dann zum Orchester, er dirigiert und sie spielt Geige.
Im Moment besucht Saliou die Schule, im Sommer macht er seinen Hauptschulabschluss. Beim Lernen in Deutsch und Mathematik hilft ihm Tammos Frau, die Lehrerin ist. Und wie es nach dem Schulabschuss weitergeht, weiß er auch schon. Zusammen mit Tammo hat sich Saliou einen Heizungsbaubetrieb in Hannover angeschaut. „Ich habe dort ein Praktikum gemacht, das war cool.“ Und im Herbst wird Saliou eine Ausbildung zum Heizungsbauer anfangen.
Dank Saliou habe ich grenzüberschreitendes Denken gelernt.
Tammo hat nach seiner Heirat den Nachnamen seiner Frau angenommen: Azam. „Sie ist Halbafghanin. Und in der Familie war es nicht das erste Mal, dass Geflüchtete als Patenkinder aufgenommen wurden – das war also gewissermaßen schon Tradition.“
Dass Saliou nun Teil seines Lebens ist, findet Tammo absolut bereichernd. „Das ist eine sehr gute Erfahrung für mich. Dieses Internationale, Grenzüberschreitende kannte ich nicht, weil das in meiner Kindheit in Ostfriesland keine Rolle gespielt hat.“
Ich danke Tammos Familie, sie ist wie meine eigene Familie.
Wie stellt sich Saliou seine Zukunft vor? Er hofft, dass er in Deutschland bleiben und hier als Heizungsbauer arbeiten kann. Im Moment läuft noch sein Asylverfahren. Und auch für sein Privatleben hat er feste Vorstellungen: „Tammos kleiner Sohn ist mein bester Freund. Wenn er mal 15 oder 16 ist, dann nehme ich ihn mit auf eine Europatour, und Tammo und seine Frau können zu zweit Urlaub machen.“ Doch jetzt sucht Saliou erst einmal eine Wohnung in Hannover – möglichst nah bei der zukünftigen Ausbildungsstätte und bei „seiner“ Familie Azam.
—> IKJA e. V. Internationale Kulturelle Jugend-Arbeit e. V.
Tammo_Saliou.HEIC: Gelungene Integration: Saliou Traoré (l.) fühlt sich aufgenommen in der Familie von Tammo Azam (Foto: privat)