DANKE EUCH!
„Sie nennen mich den Opa ihrer Familie“
Als er nach einer Krankheit in den Vorruhestand ging, stand für Andreas Rießelmann aus Lohne, Landkreis Vechta, fest, dass er seine Zeit nun für etwas Sinnvolles nutzen will. Über den Runden Tisch der Stadt kam er in Kontakt mit einer Familie, die er seither begleitet, als sogenannter Hauspate. „Das sind Leute, die in die Familien gehen und bei der Integration helfen“, erzählt er.
Ich bin dankbar, als Rentner eine
sinnvolle Aufgabe zu haben



Seit 2018 betreut der ehemalige Betriebsratsvorsitzende einer großen Versicherung die syrischstämmige Familie mit zehn Kindern. Anfangs musste er viel tun. „Unsere Bürokratie ist ja schon schwierig für Menschen, die hier aufgewachsen sind.“ Aber inzwischen ist die Familie gut integriert. Die beiden ältesten Töchter leben inzwischen in den Niederlanden und sind dort verheiratet. Die anderen Kinder arbeiten im Krankenhaus oder im Supermarkt oder gehen auf weiterführende Schulen; der jüngste Sohn ist 15 und geht zur Realschule.
Dass er hier eine wirklich erfüllende Aufgabe gefunden hat, ist Andreas Rießelmann anzumerken. Er spricht nur von „meiner Familie“, sie nennen ihn ihren Opa. Und wenn er dienstags die Familie besucht, wird erwartet, dass er zum Essen bleibt.
Es ist wunderbar, wenn mir meine
Familie zurückspiegelt, dass sich meine
Arbeit gelohnt hat.
„Es macht Spaß zu erleben, wie die Kinder sich selbstständig Wissen ranholen“, sagt Andreas Rießelmann. Und er selbst lernt auch viel und erweitert seinen Horizont. Wie liberal die Familie mit der christlichen Religion oder den hiesigen Kleidungsgepflogenheiten umgeht, das fasziniert ihn.
Andreas Rießelmann hat gelernt, sehr genau hinzuschauen. Warum scheut sich eine junge Frau, am Schwimmunterricht in der Schule teilzunehmen? Und warum bekommt ein Junge, der seit seinem ersten Schuljahr in Deutschland lebt, irgendwann Schwierigkeiten, sich mit seinen Eltern zu verständigen? Wenn man genau hinblickt, merkt man es: Sie hat Schreckliches bei der Flucht über das Mittelmeer erlebt, und er spricht inzwischen viel besser Deutsch und viel schlechter Kurdisch als Vater und Mutter.